Die Geschichte der Kamtschadalen-Itelmenen offenbart die Spezifik ethnischer, kultureller und wirtschaftlicher Anpassungsprozesse in einer ursprünglich dünn besiedelten Region mit extrem harten Lebensbedingungen. Ende des 17. Jh., unmittelbar vor der Kolonialisierung des Territoriums durch russische Siedler, stellten die Itelmenen den größten Teil der Ureinwohner Kamtschatkas. Während der Besiedlung des Fernen Ostens durch die Russen, die begleitet war von kriegerischen Auseinandersetzungen sowohl mit Kosaken wie auch untereinander, von Krankheiten und Hunger, verringerte sich die Zahl der Ureinwohner drastisch. Dies beschleunigte die Assimilation durch die eingewanderten Russen: Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jh. hatten die meisten Russen in der Region itelmenische Frauen.

   
     
Die Russen brachten nicht nur ihre kulturellen und wirtschaftlichen Gepflogenheiten mit (vor allem aus Nordrußland und Westsibirien), sie übernahmen auch ortsübliche Wirtschaftsformen und Arbeitsmittel. Das zeigte sich vor allem im Fischfang und bei der Jagd, beim Sammeln von Pflanzen in der Tundra, beim Anfertigen von Kleidung und beim Bau von Wohnstätten. Es entstand ein besonderes „ethnisches Milieu", eine neuartige synkretische Kultur. Sowohl die russischen Einwanderer als auch die ursprüngliche Bevölkerung veränderten im Zuge der Vermischung ihren antropologischen Typus und ihre ethnisch-kulturellen Charakteristika - Sprache, Kultur, ethnisches Selbstbewußtsein. Gleichzeitig wandelte sich die Bedeutung des Ethnonyms Kamtschadale. Seit Beginn des 19. Jh. wird der Name zunehmend auch auf andere Bewohner Kamtschatkas und der angrenzenden Regionen bezogen. Kamtschadalen leben heute nicht nur auf Kamtschatka, sondern auch weiter nördlich am Anadyr.  

Viele der kleinen, von Russen stark beeinflußten Völker nahmen schon im 18. Jh. den russisch-orthodoxen Glauben an. Diejenigen, die als Nomaden lebten, wie auch die zahlenmäßig stärkeren Tschuktschen blieben dem Schamanismus und der Verehrung von Naturgöttern treu.

Tschukotka ist reich an Gold und Diamanten. Die Erschließung begann im 19. Jh. Auch Ureinwohner wurden in den Goldgruben angeworben. In den 30-er Jahren wurde das Gebiet zu einem einzigen großen GULAG. Mit dem Blut Tausender Häftlinge aus allen Teilen der damaligen Sowjetunion wurden der unwirtlichen Region Edelmetalle und –steine, aber auch Holz und Kräuter abgerungen, wurden Siedlungen und Infrastrukturen erbaut. Magadan, die Hauptstadt des gleichnamigen Gebietes, entstand in dieser Zeit.

     
Autorin: Marion Krause