Die Region im Fernen Osten, zu der Kamtschatka und der Nordosten des heutigen Magadaner Gebiets gehören, war ursprünglich Siedlungsgebiet der Itelmenen, Korjaken, Jukagiren und Tschuktschen. Ewenen und Ewenken lebten weiter (süd-)westlich, zogen später aber auch nach Osten und in den Norden.

Die Vorfahren der Tschuktschen und der ihnen verwandten Korjaken siedelten zunächst wahrscheinlich im Inneren Tschukotkas. Während die Korjaken schließlich ans Ochotskische Meer zogen, blieben die Tschuktschen im Landesinneren und lebten lange Zeit sehr isoliert. Sie waren relativ seßhaft und ernährten sich von der Rentierzucht und der Jagd. Später zogen Teile von ihnen nach Norden und übernahmen Elemente der Kultur der Eskimos. Sie jagten Meeressäuger und gingen auf Fischfang.

   
     

Heute trifft man auch in Tschukotka des öfteren auf das Ethnonym Kamtschadale. So bezeichneten russische Einwanderer im 18. Jh. jene Ureinwohner Kamtschatkas, die sich ihrerseits Itelmenen nannten. Später wurden die Nachkommen der Einheimischen, die sich mit den russischen Siedlern vermischt hatten, Kamtschadalen genannt. Auch die seßhaft gewordenen, russifizierten Tschuwanzen (ein Stamm der Jukagiren), die in der Gegend von Markowo am Anadyr siedelten, nannte man Kamtschadalen – im unterschied zu ihren nomadisierenden Stammesverwandten, denen die Bezeichnung Tschuwanze blieb.

 

In Nachschlagewerken werden die Kamtschadalen nicht als nationale Minderheit oder Volk genannt, auch nicht in der Volkszählung von 1989. (1989 wurden immerhin die Tschuwanzen erstmals gezählt; bis dato galten sie entweder als Russen oder als Tschuktschen.) Doch es existiert durchaus das Bewußtsein, Kamtschadale zu sein. Die Kamtschadalen machen heute eigene wirtschaftliche und kulturelle Interessen geltend und erhalten Sonderrechte, z.B. bei der Fischfangquote. In der russischen Ethnographie werden die Kamtschadalen als russisches Subethnos betrachtet.

     
Autorin: Marion Krause