Bis Ende des 17. Jh. lebten die Kosaken am Chopjor in befestigten "Städtchen" (gorodki; vgl. gorodit - einzäunen) und in den Winterlagern, den Simniki. Im Laufe der Zeit wurden aus den Winterunterkünften, die nicht nur die Menschen, sondern vor allem auch das Vieh beherbergten, die Vorwerke (chutora). Aus den einstigen "Städtchen" gingen die heutigen Stanizen hervor.       chopkul
 

Die "Städtchen" hatten ursprünglich die Form eines Kreises, Ovals oder Quadrates. Im Zentrum befand sich der "Platz" oder "Majdan" mit dem Haupthaus, in dem der Ataman residierte. Die Wohngebäude der Kosaken erstreckten sich kreisförmig um den Platz herum. Wie bei den Nomadenvölkern manifestierte diese Bebauungsart ein soziales Konzept der frühen Kosakenschaften: die Gleichstellung des einzelnen in der Gemeinschaft.

 

Im 18. Jh. änderte sich nicht nur die Bezeichnung der Siedlungen - aus den "Städtchen" wurden die Stanizen. Es veränderte sich auch ihr äußerer Anblick. Auf große Befestigungen wurde verzichtet, die kreisförmige Anlage der Bauten aufgebrochen: neue Ansiedlungen erstreckten sich entlang der Straßen, es entstanden Längs- und Quartalssiedlungen. Der Platz blieb das Zentrum der Staniza. Hier hatte der Ataman seinen Sitz, stand die Kirche, wohnten Offiziere, Geistliche, Kaufleute. An der Peripherie lebten die ärmeren Kosaken und all diejenigen, die sich nicht zur Kosakenschaft zählen durften.

 
      Viehhof (bas) und Kosakenhaus

Ursprünglich wohnten die Kosaken in Erdhütten, die sie im Sommer vor ihren Feldzügen einfach zuschütten konnten. Diese Hütten bildeten zudem eine gute Tarnung. Die Wälle um die Siedlungen herum wurden durch Gestrüpp verborgen, so daß eine Kosakensiedlung nicht ohne weiteres zu erkennen war. Die Erdhütten erinnerten teilweise an Jurten. Typisch für die Gegend am Chopjor war ein besonderes Heizsystem, bei dem eine der beiden Abzugsröhren unter dem Fußboden entlang der Wände führte. Dieses Heizungssystem hat es offenbar auch später gegeben, als die Kosaken begannen, komfortablere Unterkünfte zu bauen. Sie benutzten dafür Ziegel aus Lehm, mit Stroh vermischt, oder Flechtwerk, das anschließend mit Lehm verputzt wurde. Seit Ende des 18. Jh. wurde vor allem mit Holz gebaut.

 

Das Leben der Familie spielte sich in jenem Zimmer ab, das Chata genannt wurde und in dem sich der Ofen befand.

Die Ofenseite war das Reich der Frauen.

Gegenüber befand sich der Männerteil. In der Ecke diagonal gegenüber der Ofenöffnung hingen die Ikonen.

Die "gute Stube" (gorniza) wurde nicht beheizt. Hier standen die Truhen mit der Mitgift, hingen Photos und Waffen.

Der Hof wurde mit einem stabilen Flechtzaun oder aber einem Steinwall umgeben.

Die Viehhöfe (basy) befanden sich ursprünglich in der Steppe auf den Vorwerken.

Kosaken, die so ihre Wirtschaft führten, lebten im Winter in ihren festen Häusern in der Staniza, im Sommer in Erhütten auf dem Vorwerk. Immer mehr setzte sich allerdings durch, das Vieh am Haus zu halten.

Das führte gegen Ende des 18. Jh. zu einer Zweiteilung des Hofes.

Bis heute beherbergt der "vordere", "saubere" Hof  die Sommerküche, den Keller und die Speicher. Im hinteren Hof ("sady" oder "basy" genannt) befinden sich die Ställe, Gehege, Heuschober.

Auch der Abtritt ist dort zu finden. Badehäuser waren bei den Kosaken eine große Seltenheit.

 

Die Häuser hatten regional unterschiedliche Baupläne und Bezeichnungen. Am Chopjor wurden zunächst kleine Häuser mit nur einem oder zwei Zimmern errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. etablierte sich das sogenannte fünfwändige Haus, bestehend aus zwei Zimmern und einer seitlichen Kammer. Daneben entstanden die sogenannten "runden" Häuser (kruglyje doma), in denen alle Seitenwände gleich groß sind - daher der Name. Diese Häuser verfügen über vier geräumige Zimmer; ihr Besitz galt und gilt als Zeichen des Wohlstands.

 
 Autorin: Marion Krause