Im 17. Jahrhundert galt als Kosak jede männliche Person, die einer militärischen Einheit angehörte und Waffen besaß. Das Ansehen des Kosaken hing davon ab, wie lange er bzw. seine Vorfahren bereits am Don lebten. Diejenigen, die keine Kosaken waren, hatten sich unterzuordnen und waren von den Kosaken abhängig. Bis heute weiß jeder Bewohner genau, ob er sich zu den Kosaken zählen kann oder aber zum Bauernstand gehört. Diese Trennung hatte in den Jahren des Bürgerkrieges und später in der Zeit der Kollektivierung gewiß großen Einfluß auf die Ereignisse am Don. Naturgemäß spielte das männliche Geschlecht unter den Kosaken die entscheidende Rolle, obwohl immer wieder auch die Selbständigkeit der Kosakenfrauen herausgestrichen wurde. Immerhin hatten die Frauen während der Feldzüge die Wirtschaften allein zu besorgen, mußten sich mitunter auch verteidigen. Doch ein Junge erfuhr von Geburt an mehr Aufmerksamkeit als ein Mädchen. Einige spezielle Bräuche begleiteten sein Heranwachsen. Einer davon betraf den ersten Zahn: wenn bei dem kleinen Jungen der erste Zahn durchbrach, wurden Verwandte und Bekannte zu einem Fest geladen. Der Junge erhielt eine Vielzahl von Geschenken, die ihm in seinem späteren Kosakenleben nützlich sein sollten - z.B. Sattel oder Angel. Wurde der Junge drei Jahre alt, hing der Vater ihm einen Säbel um, setzte ihn aufs Pferd und führte es im Kreis. Anschließend schnitt er dem Sohn die Haare auf gleiche Länge und übergab ihn der Mutter mit den Worten: "Ich gratuliere dir, Frau, zum Kosaken!". Danach wurde der Junge auf dem Pferd in die Kirche geführt. Dort betete man dafür, daß er zu einem tapferen Kosaken heranwachsen möge. In der Symbolik dieses Brauches tauchte mehrfach der Kreis auf - bei den Kosaken Symbol der Gleichheit. Im Jünglingsalter dann übernahm die Kosakengemeinschaft die Ausbildung des Jungen. Er diente als Helfer und Waffenträger bei den erfahrenen, den sog. besten, guten oder alten Kosaken. Auf der Kosakenversammlung, dem Kreis, hatte er kein Stimmrecht, solange er nicht selbst aufgenommen worden war. "Alte" und "junge" Kosaken hatten ein väterliches Verhältnis zueinander. |
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Kosakenjunge zu Pferde | |
Autorin: Marion Krause |