LEK1 - Planung
   

Unser Kartenausschnitt zeigt östlich von Moskau die beiden Städte Vladímir und Rjazan'. Jede dieser Städte ist Zentrum einer Region, ein oblastnój centr (óblast' hieß früher gubérnija; wir werden solche Begriffe für die Herkunftsangaben unserer Sprecher brauchen). Dazwischen liegt eine wasserreiche, sumpfige Gegend, die sog. Meščera (→ Region). Hier hatten Rozalija Francevna und Leonid Leonidovič Kasatkin vom Institut für Russische Sprache der Akademie der Wissenschaften in Moskau das Ziel für eine Dialektexpedition ausgewählt. Das besondere daran war, dass auch zwei westliche Wissenschaftler daran teilnehmen wollten. Es war im Jahr 1991, kurz nach der Perestrojka, die ein solches Wagnis überhaupt erst möglich machte.  

 

 

 

 

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Von Moskau führt die Landstrasse P105 zu unserem Ziel, dem Dorf Leka.

     

 

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Cecilia Odé und Christian Sappok über einem Fotoalbum einer weiteren Expedition

 

Man verlässt Moskau auf der P105, vorbei am Keramik-Örtchen Gžel'  (→ Kultur) und an Egórevsk (hier geschrieben "Jegorjewsk"). Bei der Seenplatte kurz vor der oblast' - Grenze biegt man links ab und ist am Ziel. Würde man über Spas-Klepiki, die Heimatstadt des Dichters Esenin, weiter fahren, käme man nach Kasimov. Dieser Ort gab früher der ganzen Strecke den Namen, Kasimovka, und spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Russlands (→ Geschichte).

     
Wir aus dem Westen, Cecilia Odé aus Amsterdam und ich aus Bochum, hatten keine rechte Vorstellung davon, was uns erwartet, was Feldarbeit in einem russischen Dorf  bedeutet. Wie findet man die richtigen Menschen, wie geht man auf sie zu, wie knüpft man am besten ein Gespräch an (→Menschen)? Und wie wirkt man selber auf diese Menschen, wenn man unerwartet vor ihnen steht und sie anspricht? Vorerst wussten wir nur, dass der Zielort Leka heißt. Wir waren voll Vertrauen in das Geschick unserer Lehrer und überließen uns ihrer kundigen Anleitung.  

 

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  Unser eigentliches Ziel: Jemand, der bereit ist für ein Dialektinterview, wie Aleksandra Aleksandrovna auf diesem Foto von Cecilia Odé.