LEK1 - Geschichte    
     
Eingangs (→Ziel) haben wir schon auf den Namen Meščéra für die Gegend um Léka hingewiesen. Woher der Name kommt, erfahren wir in →Region. Jetzt etwas zur Geschichte. Moskau ist nicht weit, aber früher, schon in der Zeit der Kiever Rus´, war auch der Feind nicht weit, die "Goldene Horde", ein mongolisch-türkisch-tatarisches Großreich. Als Bollwerk gegen diese Bedrohung wurde im Jahr 1152 die Festung Gorodéc Meščérskij am Fluss Oká gegründet (→Info 6), und zwar von Jurij Dolgorúkij, dem Großfürsten von Vladímir-Súzdal' und späteren Großfürsten von Kiev. 1452 wurde diese Festung dem Tatarenprinzen Kasim (Quasim) als Lehen übergeben. Er war ein treuer Gefolgsmann des Moskauer Zaren Vasílij II (→Info 7), der selbst 1445  in Gefangenschaft des Tatarenherrschers, des Khans Ulug Mechmet geraten war. Nun war Kasim ein Verteidigungsschild gegen die Tataren und durfte gar sein eigenes Zarentum, das Kasímovskoe cárstvo errichten.    meshchera-2_400_01
  Blick von der Meščéra über den Eichensee (Ózero dubóvoe) nach Südosten in Richtung Kasímov.
     

Wieder hundert Jahre später fiel die Aufgabe der Verteidigung weg, denn Zar Iván IV hatte 1552 Kazán' erobert. Die Vormachtstellung des Tatarenchans war damit gebrochen, und der Weg der Russen nach Sibirien wurde frei. Das wird sich auch für unsere späteren Expeditionen als wichtig erweisen, wenn wir das Russische der sog. Altsiedler in Sibirien und im Fernen Osten erforschen (RUS1 usw.). Die russisch-tatarische Konkurrenz ist aber noch lebendig: die neue Moschee überragt die Kreml'-Kathedrale von Kazan´.

 
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  Aufnahme vom Kazaner Kreml´ von 2006: links die alte orthodoxe Kathedrale, rechts die Türme der neuen Moschee.
     

Die in Kasímov lebenden Tataren waren meist orthodox, d.h. rechtgläubig getauft. Im russischen Adel war man sogar stolz darauf, wenn man auf eine tatarische Abstammung zurückblicken konnte. Der Verbindungsweg übernahm eine wichtige Funktion für den Handel. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Fuhrleute (jamščiki) von Kasímov . Sie hatten für den Personen-, Waren- und Postverkehr zu sorgen. Hier war der Knotenpunkt, der die Wasserstraßen der Flüsse Oka und Volga mit dem Landweg nach Moskau verknüpfte. Dies ist die Kasimovka, die auch uns, jetzt als Landstrasse P105, zu unserem Ziel führte.

 
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Ein Kutscher (jamščik) mit einem Postboten. Ausstellungsvitrine (www.rustelecom-museum.ru) im Verkehrsmuseum in Petersburg.