LEK1 - Menschen  

 

   

 

Die Wege durch menschliches Wohngebiet sind meist frei zu durchschreiten. Die Fassaden der Häuser sind zugänglich für neugierige Blicke. Google Street View erlaubt sogar, vom Bildschirm aus diese Neugier zu befriedigen.

 

Aber unsere Neugier fordert mehr. Wer lebt hinter diesen Fassaden? Welche Schicksale spielen sich dort ab, was haben die Bewohner erlebt, was bewegt ihr Gemüt, was haben sie uns zu sagen? Gibt es einen Schlüssel, der uns Zugang verschaffen kann, ein "Sesam öffne dich", das uns Teil haben lässt am verborgenen Leben? Wie können wir Kontakt aufnehmen und fragen, ob man bereit ist, mit uns zu sprechen? Haben wir ein Recht, hinter diese Fassade vorzudringen, diese Hürde zum privaten Lebensraum zu überwinden, nicht als Einbrecher, sondern als willkommene Gäste und Gesprächspartner?

 

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Eine Bewohnerin von Leka. Sie reagiert ohne

"Hürde" auf unser Anklopfen und unsere Bitte 

um Einlass.

Die Hürden für solche Schritte scheinen groß. Um sie zu überwinden, bedürfte es wohl besonderer Schlüssel. Einen davon hat der Dialektologe in der Hand, wie man hier sehen kann. Wir haben Frau Aleksandra Aleksandrovna um ein Gespräch über alte Zeiten und eine Aufnahme für unsere Studenten gebeten, und sie hat uns in ihre Wohnung eingeladen. Sie beantwortet hier bereitwillig die Fragen von Rozalija Francevna. Und sie ermöglicht uns auch Einblicke in ihre Lebenswelt, in der ein Fernseher der Marke Temp-6 einen Ehrenplatz innehat (→Info 11).              

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Eine Bewohnerin von Leka. Sie reagiert ohne

"Hürde" auf unser Anklopfen und unsere Bitte 

um Einlass.

Wir Dialektologen sind nach dieser Begegnung mit Frau Aleksandra Aleksandrovna beglückt, vor allem über unsere Aufnahme. Ist dieser Gewinn nur einseitig, also nur auf unserer Seite? Nein, ein interessantes Gespräch stellt alle Beteiligten zufrieden, so auch hier. Am Abend hatten wir Kartoffeln geschält und gekocht. Bei unserer Abendmahlzeit erschien auch Aleksandra Aleksandrovna, um uns einen Gegenbesuch zu machen. Fröhlich, aber ohne Tonbandaufnahme, setzten wir unsere Gespräche fort.   

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Unser Chauffeur, Christian Sappok, Cecilia Odé, Aleksandra Aleksandrovna und Rozalija Francevna beim Abendessen (Foto von Leonid Kasatkin).