LEK1 - Motivation    
     
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Was sind die sprachlichen Besonderheiten in diesem Dorf und seiner Umgebung? 1911 entdeckte dort Aleksej Aleksandrovič Šachmatov, seit 1910 Professor an der Petersburger Universität, ein interessantes Phänomen: Es gibt in diesem Dialekt zwei unterschiedliche Vokale /o/ und  /e/, die einen alten, im heutigen Standard verschwundenen Sprachzustand widerspiegeln (→Info 1). Gibt es in Léka diesen Unterschied heute noch?    Aleksej Aleksandrovič Šachmatov (1864 - 1920), Aufnahme aus dem Internet.
   
     
lekmen_400   Mich interessiert es vor allem, diesen Unterschied mit eigenen Ohren zu hören und aufzunehmen, damit er für späteres Anhören erhalten bleibt. Das weckt das Interesse auch bei anderen Leuten, sicher auch bei den Studierenden des Russischen. Aber man will ja  nicht nur einzelne Vokale hören und analysieren; man will auch erfahren, was die Menschen hier zu erzählen haben, was sie erlebt haben und wie sie nun auf ihr Leben zurückblicken.

 

Unser erstes Gespräch. Rozalija F. Kasatkina, Tatjána Sergéevna, Christian Sappok, Leoníd L. Kasatkin (Aufnahme Cecilia Odé)  
Diese erweiterte Perspektive ist nicht neu. Die Arbeit am Dialektatlas DARJa begann 1947 mit einem Programm (→Info 2). Dieses enthielt Fragen, die den Informanten vorgelegt werden sollen: „Wie wird das Wort vodá (Wasser) ausgesprochen?“. Ziel war die Zusammenstellung des großen Dialektatlas DARJa (→Info 3). Nach 10 Jahren Sammelarbeit instruierte der Initiator, Ruben Ivanovič Avanesov, die beteiligten Sammler mit neuen Direktiven: „Der Beobachter macht seine Aufzeichnungen im Verlauf des lebendigen Sprechens, im Gespräch über Alltagsthemen …“ (→Info 4). Mit „Aufzeichnung“ ist hier natürlich die schriftliche Fixierung eines Wortes (in phonetischer Transkription) zwecks Eintragung in den Atlas gemeint. Mir nun war es aber wichtig, die „lebendigen Gespräche“ auch lautlich aufzuzeichnen.    avanesov-2_400
  
Ruben Ivanovič Avanesov (1902-1982), ein Foto aus dem Institut für Russische Sprache, von mir abfotografiert.